Natur und Umwelt Blog
Landschaftspflege2018
Der ehemalige Panzerübungsplatz Böblingen, heute ein einmaliges Biotop dank vieler helfender Hände
Ein Gelände, dass auf den ersten Blick als eine zerstörte Landschaft gelten muss, zeigt bei näherer Betrachtung auf eindrucksvolle Weise die Vielfalt, Schönheit und Seltenheit der Tier und Pflanzenwelt.
Aus einem typischen zwischen 400-520 m hoch gelegenen mageren Forstwald mit geschichtlicher Bedeutung (unterirdische Pirschgänge) entwickelte sich durch Rodung und Anlegen eines 600 ha großen Panzerübungsgelände in den 30siger Jahren ein Biotop das sicherlich mit zu den vielfältigsten Naturflächen in unserem dichtbesiedelten Raum zählt. Erstaunlich ist, dass gerade die Zerstörung ursprünglicher Flächen durch den Menschen zur Grundlage neuer Lebensräume werden kann. Das hat seinen Ursache darin, dass die Flächen von Menschen danach weitgehend gemieden wurden und so eine Art Urlandschaft wieder entstehen konnte. Trotz zahlreicher Beeinträchtigungen können oft gerade ehemals militärisch genutzte Gelände heute von hervorragender Bedeutung für den Naturschutz sein.
Die große Ausdehnungen solcher Flächen begünstigt im Vergleich zu den meist kleineren Naturschutzgebieten die Ausbildung stabiler und überlebensfähiger Populationen. Dies belegt auch im Nachhinein der Todesstreifen zwischen der ehemaligen DDR und der BRD oder der ehemalige Truppenübungsplatz Münzingen auf der Schwäbischen Alb. Das bedeutet: Naturschutz auf ehemaligen Truppenübungslätzen schließen sich nicht aus, sonder das Gegenteil ist der Fall.
Mit dem Abzug der Panzer in Böblingen drohten den Freiflächen durch Verbuschung und Wiederbewaldung bereits wieder neue Gefahr. Durch gemeinsame Anstrengungen öffentlicher Stellen, engagierter Verbände und Privatpersonen konnte und wird dem entgegen gewirkt.
Der ehemalige Standortübungsplatz zeichnet sich besonders durch die Vielfalt verschiedenster Biotoptypen aus, die von Sukzessionsbeständen von Pionierstandorten bis hin zu Altholzbeständen einen engen räumlichen Verbund bilden.( In der Umgangssprache werden Flächen, die früher genutzt und seither über einen längeren Zeitraum sich selbst überlassen werden, als Sukzessionsflächen.) Die ausgebildeten Biotoptypen lassen sich typischen Artenvorkommen zuordnen. Im einzelnen beherbergt das Gelände sehr artenreiche Tier und Pflanzenbestände. Die Aufgabe der militärischen Nutzung führte langfristig zu sehr negativen Veränderungen. Unerwünschte Sukzessionsprozesse leiten nach dem Wegfall der mechanischen Einwirkungen von Kettenfahrzeugen artenreiche Offenlandbiotope ein. Langfristig müssen an solchen Flächen wieder bodenverdichtende Maßnahmen ergriffen werden. Aus diesem Grunde sind auf Teilflächen Landschaftspflegemaßnahmen dringend erforderlich und werden seit 1998 im zweijährigen Abstand von ehrenamtlichen Gruppen durchgeführt.
Unter Aufsicht des Bundesforst und Vertretung der US-Army sind da federführend der Schwäbischen Albverein mit Herrn Karl Stäbler als Organisator, der NABU mit Dr. Rainer Gastel, der Jungfeuerwehr Böblingen, IBM-Wandersparte und dem DAV Böblingen mit Unterstützung befreundeter Sektionen und andere Gruppen und Personen tätig, so auch bei unserem diesjährigen Einsatz am 20.10.2018. Die Pflegeaktionen umfassen vorwiegend die Zurückdrängung von Erlen- und Weidenaufwuchs sowie das Mähen des üppigen Graswuchs und alles jeweils am
Waldrand zu deponieren, aus dem sich wieder neue Biotope entwickeln können. Die Vorarbeiten für diese Aktionen werden mit Motorsägen und Freischneider von autorisierten Fachleuten durchgeführt. Durch diese Pflegemaßnahmen ist eine spätere Schafbeweidung wieder sichergestellt. Selbstverständlich wurde während der Landschaftspflegeeinsätze immer für ein reichhaltiges Vesper mit Getränken zur Mittagspause gesorgt. Um die Hintergründe unserer Aktionen besser zu verstehen, folgte immer ein kleinerer Vortrag von Biologen und Organisatoren über die Bedeutung und Hintergründe unserer Aktionen. Um noch besser die oben beschriebenen Hintergründe der geschützten Fauna und Flora zu verstehen, bietet Herr Dr. Gastel für die ehrenamtlichen Helfer immer wieder eine umfangreiche Abendwanderung in dem für Außenstehende nicht zugängigen Standortübungsplatz an.
Zum Schluss noch ein paar Gedanken, warum wir als DAV Sektion Böblingen uns immer wieder an derartigen Aktionen beteiligen.
Der DAV hat die Verpflichtung, sich mit Nachdruck für die Belange des Natur und Umweltschutzes einzusetzen, das resultiert daraus, das wir als anerkannter Naturschutzverband dies in unserem Grundsatzprogramm festgeschrieben haben. Dies gilt nicht nur für den Alpenraum sondern auch für den Heimatort. Da die Pflegeaktionen am Standortübungsplatz nur alle 2 Jahre stattfindet, haben wir gemeinsam mit der IBM Wandersparte in den Zwischenjahren einen Arbeitseinsatz im Schönbuch unter der Leitung des Forstamtes Tübingen durchgeführt. Da unser aktiver Kreis aus Altersgründen geschrumpft ist, sind wir gemeinsam mit der IBM Wandersparte am Überlegen, für diesen Einsatz uns einer offiziellen Schönbuchgruppe anzuschließen. Unser Dank gilt allen Sektionsmitgliedern, die sich über die Jahre ehrenamtlich an den Landschaftspflegeaktionen beteiligt haben und hoffen das diese Aktionen auch in den Folgejahren unterstützt werden. Ein weiterer Dank gilt Herrn Dr. Gastel und den Seinen für ihre Bemühungen, uns das Wissen für die Sinnhaftigkeit unseres Tuns zu vermitteln.
Naturschutzreferent
Dietrich Heller
Keine Neuerschließung am Riedberger Horn
"Der Streit um die Skischaukel am Riedberger Horn hat vorerst ein Ende."
Ministerpräsident Söder verkündete am 6. April auf einer Pressekonferenz das vorläufige Aus für die ursprünglichen Erschließungspläne im Allgäu. Laut Ministerpräsident Söder waren auch die kritische, bayernweite Aufmerksamkeit sowie befürchtete Imageverluste für die Region mit ausschlaggebend für die Entscheidung. Allerdings ist die Erschließung nur für 10 Jahre ausgesetzt und die Alpenplanänderung nicht zurück genommen worden.
Von Beginn an hat sich der DAV gegen die Änderung des Alpenplanes und die Erschließung am Riedberger Horn ausgesprochen Die erzeugte mediale Aufmerksamkeit, die hohen Reichweiten, die virale Ausbreitung der Kampagne sowie das verzweigte Netzwerk sorgten für einen Erfolg, der wohl auch zur Entscheidung beigetragen hat und den DAV darin bestärkt, sich weiter für den Schutz der Alpen zu engagieren.
Die Naturschutzverbände werden Ministerpräsident Söder jedoch beim Wort nehmen und darauf drängen, dass auch künftig „Ruhe und Frieden am Riedberger Horn“ herrschen und keine Eventisierung stattfindet. Ferner reichen BN und LBV mit Unterstützung der CIBRA Deutschland, in der neben BN, LBV und DAV acht weitere Naturschutzverbände organisiert sind eine Normenkontrollklage ein.
Dietrich Heller Naturschutzreferent
Quelle: Auszüge aus DAV Stellungnahme
Dienstags unterwegs im Schönbuch
In den letzten Monaten bzw. Jahren fanden im Naturpark Schönbuch zahlreiche Wanderungen durch unsere Sektion statt.
Besonders hervorzuheben sind zwei Wanderungen mit den zertifizierten Schönbuch Wanderführern Roland Stierle und Norbert Held.
Im Mai 2017 führte uns Roland Stierle ausgehend vom Altdorfer Sportgelände über den Kirnberg zum Bromberg, dem mit 582m höchsten Berg im Schönbuch. Erster markanter Anlaufpunkt war in der Grenzregion zwischen Kirnberg und Bromberg, die sogenannte Gabeleiche, die schon einige Jahrhunderte hier steht. An einem Grenzstein vorbei, der die Oberämter Böblingen / Herrenberg früher einmal trennte, erreichten wir einen in den Boden eingelassenen Liassandstein den Eselstritt.
Weiter führt uns der Weg zum idyllischen Birkensee, den wir über einen Bohlenweg, der das Niedertrampeln der Pflanzen verhindern soll, erreichten. Doch so urwüchsig wie das kleine Moor auch aussieht, vieles ist hier von Menschenhand gemacht. Auf alten Karten von 1680 ist er bereits verzeichnet. Damals war das Feuchtgebiet mit seinem Tümpel wahrscheinlich eine Viehtränke. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts traten dann die landschaftlichen Reize des kleinen Moorgebietes in den Vordergrund. Der Birkensee wäre längst zum Birkenwald geworden, wenn nicht nachwachsende Bäume regelmäßig ausgelichtet würden. So haben wir vor einigen Jahren während unseres jährlichen Landschaftspflegetages unter Anleitung vom Tübinger Forst kleine Birken entfernt.
Lässt man den Birkensee hinter sich, führt der Rundweg weiter entlang der Hangkante. Ein Schild links des Weges weist uns auf einen Bannwald hin. Er umfasst etwa 20 Hektar. Hier hatte der Sturm Lothar 1999 einen großen Teil des natürlichen Baumbestands niedergemacht. Seither darf auf dieser Fläche alles wachsen, wie es will. Nur wenige hundert Meter nach dem Bannwald hat man an einer Stelle dieses Hangwegs einen freien Ausblick über Waldhäuser Ost hinaus bis zur Schwäbischen Alb.
Nächste Station auf dem Rundweg ist die alte Einsiedelei, im Spätmittelalter zwisch
en dem 13. und 15. Jahrhundert erbaut wurde. Neben dem kleinen Wohngebäude wurden die Mauerreste einer kleinen Kapelle samt Altarfundament freigelegt. Nicht weit davon entfernt gibt es eine kleine Quelle.
Weiter führte uns unser Weg vorbei an dem Wiebke Gedenkstein, der uns an den verheerenden Sturm vom 1.3.1990 erinnern soll da aus ging es zurück zum Ausgangspunkt in Altdorf. In den vergangenen ca. 4 Stunden hatte uns Roland Stierle sowie Mitgliedern der Sektionen Tübingen und Nagold vieles von seinem umfangreichen Wissen über den Schönbuch weitergegeben, dafür nochmals vielen Dank.
Einen Monat später im Juni hatten wir erneut Gelegenheit mit einem zertifizierten Schönbuchführer, in diesem Fall mit Norbert Held, einen Teil des östlichen Schönbuches mit dem zweithöchsten Berg, den 499 m hohen Betzenberg südlich von Waldenbuch kennen zu lernen.
Der bewaldete Betzenberg ist auch Teil des 1972 gegründeten Naturparks Schönbuch. Unsere Wanderung startete am Grillparkplatz Braunacker zwischen Waldenbuch und Dettenhausen. Von der in der Nähe liegenden keltische Viereckschanze war leider nicht mehr viel zu sehen. Mehr zu sehen gab es dann beim Riesenmammutbaum, mit etwa 50 m höchster Baum im Schönbuch. Neben den heimischen Baumarten wachsen am Betzenberg aus Nordamerika importierte Riesenmammutbäume . Nachdem diese Baumart erst 1850 von den Europäern entdeckt worden war, ließ König Wilhelm I. Samen nach Europa bringen und in der Wilhelma aussäen. Im kalten Winter 1879/80 erfroren allerdings die meisten dieser Bäume, die wenigen verbliebenen wurden unter anderem am Betzenberg verteilt.
Weiter ging es zu den "wilden Steinbrüchen", wo der "kleine Mann" seine Steine geholt hat. Diese unter Moos versteckten Steine sind nur mit Hilfe von Experten wie Norbert Held ausfindig zu machen.
Durch den sauren Regen hat das Ulmer Münster, mit deren Bau 1377 begonnen wurde, über Jahrhunderte hinweg "schwere Schäden" erlitten. Für Renovierungsarbeiten, die über Jahrzehnte gehen werden, benötige die Ulmer Münsterbauhütte immer wieder passenden Sandstein und wenn möglich aus der gleichen Region wie beim Bau des Münsters. Auch aus optischen Gründen soll das selbe Material wie am Bauwerk verwendet werden um ein möglichst einheitliches Bild zu erreichen. Steine unterscheiden sich auch darin, wie sie Wasser aufnehmen, wie sie verwittern bzw. wie es sich mit der Materialausdehnung verhält. So ergeben sich viele Voraussetzungen für den idealen Sandstein. Hier am Betzenberg fand man den Stubensandstein in ausreichender Qualität. Seinen Namen hat der Stubensandstein von seiner Verwendung in früheren schwäbischen Haushalten. Der an oberen Gesteinsschichten gelockerte Sand wurde in Wohnstuben verstreut und dann ausgefegt. Mehrere Jahre hat die Münsterbauhütte nach solchen Gesteinsschichten suchen lassen. Das das nicht einfach war sahen wir an einem wieder stillgelegten und zum Teil auch rekultivierten Steinbruch. Das Gestein war zu stark zerlegt d.h. Risse gingen durch die Gesteinsschichten.
Nun erreichten wir den aktuellen Stubensandsteinbruch in dem seit ca. zwei Jahren der optimal beschaffene Stein für die nächsten Jahre gebrochen wird. Was sagen Naturschützer dazu? Die Behörde hat unter anderem wegen der Fledermausvorkommen in dem Naturschutzgebiet Vorgaben gemacht. Somit darf der Abbau nur zwischen September und Februar stattfinden, pro Jahr dürfen nicht mehr als 1000 Kubikmeter Rohblockmaterial gewonnen werden.
Weiter kamen wir in die Region, die 1999 vom Orkan Lothar stark durch den sogenannten Windwurf beeinträchtigt wurde . Der anschließende Borkenkäferbefall verschärfte die Situation noch. Eine Spendenaktion der Firma Ritter aus Waldenbuch schuf in einer Art Aufforstung den "Wald im Quadrat".
In diesem Zusammenhang erklärte uns Norbert Held die Baumartverteilung dieser Region sowie den Baum des Jahres 2017 - die Fichte. Wohl keiner der seit 1989 im Jahresturnus proklamierten Bäume des Jahres dürfte so kontrovers diskutiert worden sein wie die Fichte. Für viele Naturschützende ein Graus und Inbegriff der Monokultur. Für viele Forstleute die ökonomische Stütze des Waldes in Mitteleuropa. Die "Wahrheit" liegt sicher irgendwo dazwischen. Bei einer kritischen Betrachtung stellt sich schnell heraus, dass die Fichte im Zeitalter des Klimawandels eine Baumart ist, die auf Grundlage ihrer bisherigen Bedeutung durchaus als sehr gefährdet eingeschätzt werden kann. Daher ist die Wahl der Fichte zum Baum des Jahres 2017 zu begrüßen.
Nach ca. drei Stunden erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt. Norbert Held gilt unser Dank für die hoch interessante Exkursion.
An dieser Stelle gilt auch der Dank an unsere eigenen Wanderführer, die uns in den vergangenen Zeiten mit ihren Wissen in viele interessante Regionen des Schönbuches geführt haben.
Dietrich Heller
Aktion Schutzwald
7.350 Bäume gepflanzt und 4.400 Arbeitsstunden geleistet
Aktion Schutzwald: Deutscher Alpenverein bedankt sich für großes Engagement
Über 140 freiwillige Helfer und Helferinnen beteiligten sich in diesem Jahr 2016 wieder an der Aktion Schutzwald. Damit war das Programm nahezu ausgebucht: Von April bis Oktober reparierten die Teilnehmer insgesamt mehr als 10.000 Meter Steige und Zäune, setzten 7.350 Pflanzen, erneuerten 16 Jagdsitze und brachten circa 5.000 Verbissschutze an Tannen an. Dabei leisteten die Freiwilligen gut 4.400 ehrenamtliche Arbeitsstunden – und setzten sich so von Sonthofen über Bad Reichenhall bis nach Bad Tölz für den Erhalt der Schutzwälder ein.
Aktion Schutzwald auch in 2017
2017 geht das Projekt in die nächste Runde. Ab Mitte Februar wird die Aktion in der DAV-Mitgliederzeitschrift Panorama sowie auf der Homepage des DAV und in den sozialen Netzwerken beworben. Freiwillige Helfer und Helferinnen ab 18 Jahren können dann wieder - alleine oder als Gruppe von Freunden - an den geplanten Aktionen teilnehmen. Eine DAV-Mitgliedschaft ist für die Teilnahme übrigens nicht nötig, dafür aber Trittsicherheit und gute Kondition, da die Arbeiten zum Teil in steilem Gelände abseits der Wege durchgeführt werden. Untergebracht sind die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in einfachen Diensthütten der Forstbetriebe mit Selbstverpflegung. Als kleinen Dank für ihre Mithilfe gibt es eine Unkostenpauschale. Zudem stellt DB Regio Bayern für die Hin- und Rückreise Bayerntickets zur Verfügung.